Coworking am Rhein auch mit Wein

Posted on Oktober 2, 2022 by Manuela

Manuela Wehrle am Eingang zum Pop-Up-Coworking-Space in Oestrich-Winkel, Foto: Tanja Werle

„Macht riesig Spaß, hier zu arbeiten!“, „Tolle Alternative zum Homeoffice!“ oder „Ein geglücktes Experiment!“  Das ist eine Auswahl an Rückmeldungen von Gästen, die in den vergangenen Monaten im Pop-Up-Coworking-Space in Oestrich-Winkel zu Gast waren, dort gearbeitet oder getagt haben. Das freut mich natürlich, denn ich darf diesen Coworking-Space auf Zeit (deshalb „Pop-Up“) leiten. Seit Mitte Mai und noch bis Ende dieses Jahres bin ich deshalb mehrfach pro Woche vor Ort in Oestrich-Winkel.

Der Space befindet sich in zentraler Ortslage, nur wenige Gehminuten vom Rhein und von Weinbergen entfernt, im Erdgeschoss eines schönen Fachwerkgebäudes. Auf einer Fläche von rund 130 qm stehen sieben Arbeitsplätze, ein flexibler Konferenztisch und eine gemütliche Sitzecke zur Verfügung, dazu eine kleine Küche und ein Lagerraum, der improvisiert auch für Telefonate und Videokonferenzen verwendet werden kann. Zudem gibt es Flipchart, Whiteboard, Großbildschirm und eine Kaffeemaschine. Wer hier arbeiten möchte, bucht sich vorab einen Arbeitsplatz (Link für Buchungen) bringt ein eigenes Gerät wie Laptop oder Tablet mit, wählt sich ins WLAN ein und kann sofort loslegen mit der Arbeit. Eine Besonderheit ist, dass der Space kostenfrei genutzt werden kann, da er im Rahmen der Pilotphase der „Kleinstadtakademie“ mit Unterstützung von Fördermitteln betrieben wird:

Der Aufbau der Kleinstadtakademie ist ein wesentlicher Bestandteil der Initiative Kleinstädte des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Ziel der Initiative ist die Stärkung kleinerer Städte als Wohn- und Wirtschaftsstandorte. Derzeit läuft die Pilotphase der Kleinstadtakademie. In dieser Phase werden in Modellvorhaben Inhalte und Methoden der Kleinstadtentwicklung erprobt, die zukünftig Bestandteil eines institutionalisierten Kleinstadtakademie-Angebots werden sollen. An einem der Modellvorhaben beteiligt sich die Stadt Oestrich-Winkel in einem Verbund mit den Städten Wittenberge, Dießen am Ammersee, Dippoldiswalde und Mölln. Das Vorhaben trägt den etwas sperrigen Titel „Kooperative Entwicklung kleinstädtischer Transformationspfade im Themenfeld Neue Arbeitswelten“. Im Kern geht es dabei um die Frage: Wie können die Potenziale zeit- und ortsunabhängiger Arbeitsformen in Kleinstädten genutzt werden? Jede der beteiligten Städte testet in Stadtlaboren mögliche Antworten auf diese Frage.

Das Stadtlabor in Oestrich-Winkel ist der Coworking-Space. Hierher kommen beispielsweise Angestellte, die eine Alternative zum Homeoffice suchten, Selbständige und Gründerinnen, die Kontakte zu Gleichgesinnten knüpfen möchten, Studierende, die ihre Hausarbeiten schreiben, Menschen, die in Ruhe ihre Steuererklärung erledigen möchten oder Firmenvertreter, die einen Ort für Besprechungen benötigen. Hier können also Menschen aus verschiedensten Branchen gemeinschaftlich und zeitlich flexibel arbeiten. Das Wertvolle daran – und Markenzeichen eines Coworking-Space – ist die Gemeinschaft, die sich hier mit der Zeit bildet. Mein Job ist es vor allem, diese Gemeinschaft (Community) zu unterstützen und weiter aufzubauen. Mir zur Seite stehen dabei ein paar sehr motivierte Kolleginnen und Kollegen aus der städtischen Verwaltung. Wenn ich nicht vor Ort bin, arbeiten sie tage- oder stundenweise im Coworking-Space, kümmern sich um die Gäste und die Räumlichkeiten. Unterstützt wurden und werden wir beim Aufbau und dem Betreiben des Space von der Genossenschaft CoWorkLand.

Einen Großteil meiner Arbeitszeit widme ich derzeit der Organisation von Veranstaltungen. Die ersten zwei Termine fanden bereits statt: eine Vortragsveranstaltung, organisiert von einer unserer Coworkerinnen, und Orientierungsberatung für Gründungsinteressierte, die für einen Nachmittag von einer Gründungslotsin der Gründungsfabrik Rheingau im Space angeboten wurde. Letzteres Angebot ist bis Ende des Jahres bereits einmal für jeden Monat terminiert. Fest geplant sind außerdem ein Netzwerktreffen der Rheingauer Unternehmerinnen, ein Vortrags- und Übungsabend zum Thema Selbstfürsorge und eine FuckUp-Night. Sicherlich wird noch der eine oder andere Termin dazukommen.

Ein Highlight war die Transferwerkstatt, die wir kürzlich in Oestrich-Winkel durchgeführt haben: Dafür kamen Vertreterinnen und Vertreter unserer vier Partnerstädte, von CoWorkLand, der TH Lübeck und foresightlab an zwei Tagen zusammen. Am ersten Tag haben wir unsere Gäste im lokalen Mehrgenerationenhaus begrüßt, sie auf einem Ortsrundgang über aktuelle Hotspots der Stadtentwicklung informiert und abends auf dem Weingut Kreis nach Weinverkostung und Winzerbuffet mit ihnen über aktuelle Trends im Weintourismus im Kontext von Digitalisierung und Zusammenarbeit debattiert. Am zweiten Tag haben wir in unserem Coworking-Space getagt, uns gegenseitig über den Fortgang unserer Stadtlabore informiert und gemeinsam Ideen für den weiteren Projektverlauf erarbeitet. Mehr nachlesen über die Transferwerkstatt kann man in einer Pressemitteilung der Stadt und in einem News-Beitrag von CoWorkLand.

Ein weiteres Highlight war für mich ein Tag Anfang September: Ich hatte einige meiner Kunden und Kooperationspartnerinnen aus dem Raum Frankfurt nach Oestrich-Winkel eingeladen. Tagsüber arbeiteten wir gemeinsam im Coworking-Space. Am Nachmittag erfuhren wir auf einer Wanderung durch die Weinberge inklusive Weinprobe mit Marcus Blenke viel Neues über Wein und den Rheingau, abends waren wir noch gemütlich essen bei im Gutsausschank Corvers-Kauter.

Wie es mit dem Coworking-Space ab 2023 weitergeht, steht noch nicht fest. Gespräche dazu laufen. In jedem Fall kann ich aber jetzt schon sagen, dass Coworking am Rhein mit Wein eine grandiose Kombination ist und ich hoffe sehr, dass es gelingt, hier ein langfristiges Angebot zu installieren.

Weitere Infos über den Pop-Up-Coworking-Spae gibt es im Flyer des Pop-Up-Coworking-Space Oestrich-Winkel.

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